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  St. Kunibert - zerstört 1944

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Zyklus "Köln-Inferno"

Ausstellung in der Stadt Zons am 5. November 2004


Einführung  zu dem Zyklus „Köln Inferno“ –  November 2004 in Zons

  

mit Auszügen aus den Reden des Bürgermeisters Heinz Hilgers und des Fachbereichsleiters Heinz Pankalla zur Eröffnung der Ausstellung „Köln – Inferno“ am 5. November 2004 



Am 8. Juli 1932 wurde dem Landschaftsmaler und Radierer Theo Blum das Ehrenbürgerrecht der Stadt Zons verliehen. 

Theo Blum, der zu den Altmeistern der Rheinischen Malerei gehört, wurde am 10. Januar 1883 in Mönchenglad­bach geboren. Er verbrachte seine Jugend in Krefeld.

Theodor Blum begann gegen 1904 seine künstlerische Tätigkeit. In den folgenden zehn Jahren unter-nahm er Studienrei­sen nach Holland, in die Schweiz und nach Frankreich. 1914 folgte eine erste Ita-lienreise.

Nach Zons kam Theo Blum das erste Mal 1904. Der Ort nahm ihn mit seinen verwinkelten Straßen und Gassen, den kunstvoll gestalteten Haustüren und den mittelalterlichen Türmen und- Mauern gleich gefangen. Immer wieder trieb es Theo Blum hier an seine Staffelei. Er ließ sich in seinen Wer-ken aber keineswegs auf billige Ansichtskarten-Romantik ein. Seine impressionsstarken Bleistift- und Tintenstiftzeichnungen, seine Kaltnadelradierungen und die in Spachteltechnik gearbeiteten Ölbilder zeigen Zons in harmonischen, aber sparsamen Farben.

Die erste bedeutende eigene Ausstellung Theo Blums mit dem Titel „Köln in Wort und Bild“ war 1914 im Rahmen der Werkbund-Ausstellung des Kölnischen Verkehrsvereins zu sehen.

1915 begannen dann vier Jahre, die Theodor Blum prägen sollten. Als Kriegsmaler der 1. Armee in Frankreich hatte er im Auftrag des Deutschen Heeres Kriegszeichnun­gen zu fertigen. Diese stellten die Zerstörungen französischer Dörfer und Städte durch die Schlachten des mit beispielloser Härte geführten Stellungskampfes dar. Theo Blum illustrierte Kriegszeitungen; er schuf aber vor allem eine Reihe eindrucksvoller Werke, die ganz einfach französische Landschaften und Orte zeigen. 

Geblieben ist uns heu­te ein Werk von rund 250 Zeichnungen und Aquarellen, die das Kriegsgesche-hen des Ersten Weltkriegs in Frankreich in eindringlicher Weise festhalten.

Die künstlerische Entwicklung Blums in den Friedensjahren zwi­schen 1919 und 1941 waren geprägt von wichtigen Reisen und Erfahrungen. 

Im Jahre 1936 kommt es zu einer Ausstellung in der Blum die Möglichkeit erhält, sein geschlossenes Kriegswerk „Frankreich 1915 - 1918“ in Köln und Koblenz zu zeigen. Es ist die bis dahin wohl größte Werkschau des Malers.

Rund sechs Monate vor seinem Tod, am 9. August 1967, schloss Theo Blum ei­nen Erbvertrag, in dem er sein gesamtes künstlerisches Werk der Stadt Zons vermachte. Diese gab es im Juni 1974 zunächst an den Kreis Neuss mit dem in Zons beheimateten Kreismuseum weiter. Der Landschafts-verband hat die Sammlung dort wissenschaftlich inventarisiert. Die Auflage, sie dauerhaft der Bevöl-kerung zugänglich zu machen, ließ sich in den beengten Räumen des Kreismuseums allerdings letzt-lich nicht lösen.

Daher kam es im Jahre 2001 zur Idee der „Rückführung“ der Sammlung Blum an die Stadt Dorma-gen. In diesem Jahr konnte das Stadtarchiv Dormagen die komplette Sammlung übernehmen und neu bearbeiten. Die Inventarisierung erfasst rund 2.500 Werke, einschließlich einer Reihe von Dub­letten. Es handelt sich um Druckgrafiken, Aquarelle, Ölgemälde, um Bleistift- und Kohleskizzen und vieles mehr.

Kölns „Inferno“ im Bild



An das Kriegsinferno Kölns erinnert die Sicht des Kölner Maler Theo Blum in seine Zeichnungen, die in einer Bild-folge festgehalten sind. Diese von harter Realität erfüllten Aquarelle kann man in einer Ausstellung in Köln und in Zons sehen.. Der Zyklus "Inferno" umfasst zwölf großformatige Blätter. Aus dieser künstlerischen Doku­mentation der zerstörten Stadt sieht man hier eine Zeichnung, die die über den Rhein geschlagene Notbrücke zeigt.

Blums arbeitete als Künstler auch in der Zeit des zweiten Weltkriegs.

Am 31. Mai 1942 ereilte die Stadt Köln einer der verheerendsten Bombenangriffe des 2. Weltkrieges. Der sogenannte „1 .000-Bomber-Angriff“ in der Nacht zum 31. Mai war für die Kölner Bürger die größte Vernichtungsaktion in der Stadtgeschichte.

Zwischen Mai 1940 und Mai 1942 hatte die Stadt bereits 104 Luftangriffe erleben müs­sen, diese Angriffe waren aber nichts im Vergleich zur Bombennacht des 31. Mai. Der Angriff begann mit einer Vorhut von 85 leichten Bombern und Tiefangriffsflugzeugen der 20. Bomber Group. Der deutschen Luftabwehr gelang es. 37 Maschinen abzuschießen. Danach begann der erste systematisch geplante Großangriff mit Bombern im 2. Weltkrieg : 
Die Briten und die Amerikaner hatten 1.000 Flugzeuge mit schweren Bomben be­stückt. Diese warfen ein unglaublich hohen Anzahl von Sprengbomben, Stabbrandbomben, Kanister und Phosphorbomben und Luftminen auf die Stadt Köln ab. 

Es wurden insgesamt 12.480 Häuserschäden registriert. 3.330 Häuser wurden total vernichtet, weitere 2.090 so schwer, dass sie abbruchreif waren. 13.010 Kölner Wohnungen in diesen Häusern waren total vernichtet, 6.330 weitere so schwer zerstört, dass sie unbewohnbar waren. 

Eine erste Aufnahme der Todesopfer registrierte knapp 500 Tote und mehr als 5.000 zum Teil schwer verletzte Menschen.

„Köln-Inferno“ ist somit ein Name, der äußerst zutreffend charakterisiert, was in dieser schrecklichen Nacht geschah. Wenn sie die Bilder in diesem Ausstellungsraum be­trachten, so sehen Sie die schweren Schäden in der Innenstadt, in der Gereonstraße, bei Unter Sachsenhausen, in der Ritterstraße, in der Budengasse. Sie sehen die Zerstörung von St. Kunibert, von Groß Sankt Martin und dem Stapelhaus von St. Gereon, St. Maria im Kapital.

Sie sehen die zerstörte Ursulinenkirche in der Machabäerstraße, das zerstörte Kolping-denkmal, den verwüsteten Altermarkt mit dem Rathausturm, St. Maria im Frieden und vieles mehr.

Blum hat an diesen Zyklus zwischen 1942 und 1948 immer wieder gearbeitet. Sie se­hen in unserer Ausstellung alle ‘Motive in zwei Ausführungen. Die großformatige Serie entstand direkt nach 1942. Blum arbeitete zunächst mit kleinen Skizzen, die er vor Ort machte. Er entwarf dann - zum großen Teil auf transparenten Papieren - großforma­tige Kompositionen. Diese dienten als Grundlage für die hier ausgestellte erste Serie.

Mehrer Jahre später griff er das Motiv der Zerstörung der Kölner Innenstadt neu auf und schuf zwischen 1947 und 1949 die zweite hier ausgestellt Serie. Ich bin besonders stolz darauf, dass ich Ihnen heute hier beide Versionen präsentieren kann. Eine einmalige Darstellung des Schaffens von Theo Blum, die in dieser exponierten Form selbst in der Jubiläumsausstellung im Kölnischen Stadtmuseum nicht zu sehen war.

„Köln-Inferno“ drückt mit den künstlerischen Mitteln eines versierten Kriegsmalers der 1. Weltkrieges die Gefühle des Urkölners Theo Blum aus. Mehr als sieben Jahre arbei­tete Blum immer wieder an den Motiven. Dies zeigt, dass diese Arbeit fast therapeuti­schen Charakter für ihn besaß. Für uns bedeutet dies heute, dass ein bedeutender rheinischer Maler ein wichtiges Stück Zeitgeschichte mit den ihm eigenen Mitteln do­kumentiert hat. „Köln-Inferno“ ist somit ein wichtiges Stück Zeitgeschichte und eine zentrale Arbeit im Werk Theo Blums.

Zu seinem 80. Geburtstag im Jahre 1963 ehrte bereits die Stadt Köln den Maler Theodor Blum durch eine große Ausstellung „Köln - Infer­no“ im Kölnischen Stadtmuseum. Der Zyklus Köln-Inferno besteht aus Zeichnungen und Aquarellen, die das kriegszer­störte Köln zeigen. Er ist ein einzigartiger und ausdrucksstarker Teil des „Blum’schen Werkes“, denn hier bildet sich seine Liebe zu Köln ab. sein Schmerz über die furchtba­re Zerstörung der Stadt, aber hier vollendet sich auch ein wichtiger Teil seiner eige­nen biographischen Entwicklung.

2004 wird der Zyklus „Köln Inferno“ in der Stadt Zons im Rahmen der Rückführung der Werke des Künstlers nach Zons gezeigt und stimmt mit den Bildern der zer­bombten Domstadt auf den 60. Jahrestag des Kriegsendes ein.

5. November 2004


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