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Theo Blum Ein Deutscher Maler

 

(Text entnommen der Festschrift anlässlich einer Ausstellung in 

Zons -  St. Martinus-Schule vom 22. März bis 5. April 1964)


Vom 8. Juli 1932 ist die Urkunde datiert, die dem Landschaftsmaler und Radierer Theo Blum aus Köln das Ehrenbürgerrecht der Stadt Zons verleiht. Theo Blum wurde damit der erste Ehrenbürger unserer Stadt. Damals - 1932 - waren es fast drei Jahrzehnte her, dass der Künstler unermüdlich, stets begeistert und in uneigennütziger Weise durch sein künstlerisches Schaffen und seine lebendige Gestaltungskraft in zahlreichen Zeichnungen, Radierungen, Aquarellen und Gemälden die Schönheiten unseres alten und ehrwürdigen Zons den weitesten Kreisen bekannt gemacht hat. 

So erfolgte die erste Begegnung des Künstlers mit Zons genau vor sechs Jahrzehnten, als im Jahre 1904 durch Königlich Preußische Kabinettsorder Zons das neue Stadtwappen verliehen wurde. Am festlichen Verlauf dieses Ereignisses nahm damals Theo Blum mit vielen anderen „Düsseldorfer Malkästlern“ regen Anteil, und es entstanden in dieser Zeit seine ersten Arbeiten über Zons, die sich dann zwei Jahrzehnte später, im Jahre 1925, in der einmaligen künstlerischen Aussage des bekannten und berühmten Gemäldes „Sommertag in Zons“ verdichteten. Gerade dieses Gemälde, von dem Schweizer Industriellen Winterhalter für seine Sammlung erworben und von dem Münchner Verlag Hanfstaengel als farbiger Kunstdruck veröffentlicht, hat nicht zuletzt mit dazu beigetragen, Zons mit seinen malerischen Bauten der Öffentlichkeit näher zubringen. 

Im Jahre 1923 wurde Theo Blum Ehrenmitglied des Zonser Verkehrsvereins, und im Jahre 1929 übernahm er die künstlerische Durchführung des historischen Festzuges und des Festprogramms des Zonser Stadtfestes aus Anlass der 555-Jahrfeier, ein Ereignis, an das sich viele, die damals dateigewesen, heute noch gern erinnern. 

Heute sind nun seit der Überreichung des Ehrenbürgerbriefes an Theo Blum wiederum über drei volle Jahr­zehnte ergangen, und auch in dieser Zeit ist der Künstler der Stadt Zons immer verbunden geblieben und hat der alten ehemaligen kurkölnischen Zollfeste stets die Treue gehalten und immer wieder neue Arbeiten von Zons geschaffen. Aber auch die Stadt Zons hat immer gern die Gelegenheit wahrgenommen, das künstlerische Werk ihres Ehrenbürgers in ihren Mauern auszustellen. So geschah es zum letzten Male anlässlich der Zonser Festwochen im August des Jahres 1951 und so geschieht es heute, wenn auch verspätet, aus Anlass des 30. Geburtstages unseres Ehrenbürgers, den dieser am 10. Januar 1963 feiern konnte. 

Die Besucher dieser Ausstellung und alle, die des Künstlers Liebe zum ehrwürdigen Zons kennen, wie sie seit sechs Jahrzehnten ihren künstlerischen Niederschlag in zahlreichen Arbeiten gefunden hat, werden sicherlich mit uns der Meinung sein, dass, wenn nicht schon im Jahre 1932 das Ehrenbürgerrecht verliehen worden wäre, man heute Theo Blum den Ehrenbürgerbrief anbieten müsste. 

                         LERCH  (Bürgermeister)                                     ELICKER   (Stadtdirektor)    


  Krefeld und der Niederrhein

Theo Blum, den man zu den Altmeistern unter den rheinischen Malern zählen darf, wurde am 10. Januar 1583 zwar in Mönchengladbach geboren, doch verbrachte er die Jahre seiner Jugend in Krefeld. Dies mag für seine spätere künstlerische Entwicklung nicht ohne Bedeutung und Einfluss gewesen sein. Von hier waren es nur wenige Schritte in die weite Ebene der niederrheinischen Landschaft, die oft vom Dunst der aufsteigenden Nebel verhangen erscheint, aber auch oft ausgebreitet daliegt im silbrig schimmernden Sonnenglast, während breit die Wasser des Rheines dem Meere zu eilen.

Das ist auch noch heute, da Schlote und Fördertürme auf der linken Rheinseite schon weit landeinwärts vor­gedrungen sind, eine Landschaft der Stille, in der ebenfalls die Menschen keine lauten und unnützen Worte machen, denn seit eh und je gelten hier Taten mehr als Worte. So ist auch der Landschaftsmaler und Radierer Theo Blum ein Vertreter dieses niederrheinischen Menschenschlages; ernst und dennoch einer vom Herzen kommenden Heiterkeit, die oft auch derbe Späße schätzt, nicht verschlossen. Eines haben sie alle gemeinsam, diese Menschen vom Niederrhein: die kleinen und großen Bauern und mächtigen Hofbesitzer, die Hand­werker und Arbeiter, die Fabrikanten und Industriellen, die Lehrer, Gelehrten, Schriftsteller und Künstler - den unbändigen Stolz des freien Mannes, der keine falsche Demut kennt, sodass auf keinen anderen Menschenschlag besser als auf diesen die Worte Ernst Moritz Arndts passen: Steh und falle mit eigenem Kopfe, tu das Deine und tue es frisch! - Besser stolz aus dem irdenen Topfe, als demütig am goldenen Tisch. Und damit wäre auch der „Meister“ selbst, wie ihn die Freunde nennen, charakterisiert.

Aber auch Krefeld sei nicht vergessen. Hier ertönte das Rattern der Jacquard-Stühle, die Industrie blühte, und die Stadt wurde durch Seidengewebe und Krawatten reich und reicher. Der Jugendstil war in Mode gekommen und es galt, die florealen Ornament-Entwürfe in textile Gewebe umzusetzen. So standen die Seidenstadt Krefeld und die niederrheinische Landschaft am Beginn der künstlerischen Laufbahn von Theo Blum.

Die frühen Jahre

Doch nicht allein der textilen Gewebe hatte sich der in Mode gekommene Jugendstil bemächtigt; alles, was nach Dekor verlangte und für Dekor geeignet schien, wurde mit florealen Mustern überzogen. Und das war wahrlich nicht wenig, da es das weite Gebiet der Außen- und Innenarchitektur über Möbel und Glasfenster bis zur Keramik, Buchillustrationen und -Einbänden, Gold- und Silberschmiedearbeiten usw. umfasste. Kein Wunder, dass die auf der Krefelder Kunstgewerbeschule gedrillten Dessinateure auch diese Zweige ornamentalen Gestaltens beherrschen mussten. So übte denn auch Theo Blum in dieser Zeit fleißig und unverbissen die graphisch-symmetrische Umsetzung von gegebenen Vorbildern aus den Bereichen der Botanik und der Zoologie. Rosen und Lilien waren besonders beliebt, aber auch Schildkröte und Seepferd waren geschätzt; letzteres in seiner besonderen Eignung als Gefäß-Henkel. Bei der Betrachtung der frühen Studien und Entwurfszeichnungen ist man über die handwerkliche Akribie erstaunt, mit der diese Arbeiten ausgeführt sind. - Diese saubere handwerkliche Leistung ist auch heute noch ein besonderes Kennzeichen für die Arbeiten des Künstlers, vor allem begegnen wir ihr in den Kaltnadelradierungen.

Vor dem ersten Weltkrieg war es allgemein üblich, dass auf Fleiß - Ausstellungen und auf Ausstellungen - Preise folgten. Bereits während seines Besuches der Krefelder Kunstgewerbeschule (1900 - 1903) und in den anschließenden Jahren seiner Tätigkeit als Dessinateur und Entwerfer für kunstgewerbliche Gegenstände errang Theo Blum auf Ausstellungen und in Wettbewerben zahlreiche erste und zweite Preise für Plakate, Glasfenster, Bucheinbände, Buchtitel Gold- und Silberschmiedearbeiten (Orivit, Köln), keramische Wand­platten (Wessel, Bonn) usw. usw. Ein gewonnener Wettbewerb, ein Preis war es dann auch, der Theo Blum im Jahre 1903 nach Köln führte, das seine Wahlheimat werden sollte.

Der Weg zur Landschaft und zum Stadtbild

Es waren nicht allein das Ausklingen des Jugendstils und seiner immer mehr zur Routine gewordenen und nach und nach erstarrten florealen Ornamente und auch nicht der Anbruch des Expressionismus, die Theo Blum das so vielseitige und von ihm praktizierte Gebiet eines kunstgewerblichen Dessinateurs auf­geben ließen. Schon auf frühen Studienfahrten an den Niederrhein, nach Belgien, Holland und in die Schweiz kam er mit der Landschaftsmalerei, die eine besondere Sparte des damals noch herrschenden Akademismus war, in Berührung. Bereits um das Jahr 1907 entstehen die ersten zeichnerischen Landschafts­studien und Aquarelle. Hier lassen der Sinn für das Wesentliche und die Leichtigkeit der angewandten Aquarell-Technik, nicht ohne Einfluss der Engländer, aufmerken. Daneben malt Blum Aquarelle von Kircheninterieurs in Trier und in Holland (Haarlem), die auf einer Sonderausstellung des Erzbischöflichen Diöze­sanmuseums (1911) in Köln gezeigt werden. 

Als Preisträger eines Wettbewerbes des Kölner Verkehrsvereins (1912) erhält Blum den Auftrag, 20 Aquarelle von Köln, seinen Bauten und seinen Industrien zu schaffen, die als ganzseitige Kunstdruck­beilagen in dem im Jahre 1914 aus Anlass der Werkbund-Ausstellung erschienenen Sammelwerk „Köln in Wort und Bild“ veröffentlicht werden.

Mit diesen Arbeiten schlägt der Künstler ein Thema an, das in den folgenden Jahrzehnten immer wieder und erneut aufklingen wird: Köln mit seinen vertrauten oder auch weniger bekannten Straßen, Winkeln und Gassen. Hier liegen die Wurzeln, dass Theo Blum zum „Heimatmaler“ von Alt-Köln wurde.

Doch noch ein zweites muss verzeichnet werden. Die erste Italien-Reise im Jahre 1914 brachte den endgültigen Durchbruch zur Landschaftsmalerei. Die südliche Sonne lässt helle und kräftige Farben wählen; eine Farb­skala, die dann Theo Blum bis heute nicht wieder aufgeben wird.

Der erste Weltkrieg und die Kaltnadelradierung

Die italienische Studienreise, die Theo Blum nach Genua, Rom, Neapel, Sorrent, Positano, Amalfi, Ravello, Bologna, Siena und Venedig führt und eine reiche künstlerische Ausbeute bringt, wird jäh unterbrochen durch den Beginn des ersten Weltkrieges. Als Kriegsmaler der 1. Armee arbeitet Blum in den Jahren 1915—1918 an dem umfangreichen Kriegswerk von Frankreich, das rund 250 Zeichnungen und Aquarelle umfasst. Es sind ausschließlich Landschaftsdarstellungen aus den Ardennen und Argonnen, von der Somme und Champagne. Wohl erscheinen in diesen Arbeiten auch die Auswirkungen des Krieges mit seinen Zer­störungen, doch das eigentliche kriegerische Geschehen tritt immer hinter der Landschaftsschilderung zurück.

Interimistisches Zwischenspiel ist die künstlerische Leitung des Theaters in Charleville und Nouzon, gemeinsam mit dem Architekten Prof. Wilhelm Kreis und dem Bildhauer Prof. Bruno Vierthaler. Es war hier nicht immer ganz einfach, wenn statt des plötzlich abgesetzten „Faust“, für den Inszenierung und Bühnenbild bereits fertiggestellt waren, Gerhart Hauptmanns „Versunkene Glocke“ gegeben werden sollte. Das war im Jahre 1918! 

Auch mit dem Papier für Aquarelle und Zeichnungen und für den Druck der verschiedenen Kriegszeitungen wurde es immer schwieriger. Schließlich war das Papier so schlecht, dass es kaum noch für bildliche Repro­duktionen geeignet war. Hier brachte es nun ein Zufall mit sich, dass Blum im Jahre 1916 in Cambrai den an der Kriegszeitung in Charleville tätigen Maler und Radierer Max Brüning aus Leipzig kennen lernte. Brüning vermittelte die ersten Kenntnisse der Radiertechnik und überließ Blum mehrere Kupferplatten, Nadeln und Rouletten. So machte denn Theo Blum aus der Not eine Tugend und begann in der Technik der kalten Nadel zu radieren, weil es vor allem damals darum ging, mit möglichster Schnelligkeit für den Zeitungsdruck geeignete ausdrucksvolle Bilder zu erzielen. —  Die Technik der Kaltnadelradierung wird auch heute noch von Blum gehandhabt.

Deutsche Lande

Da nach Kriegsende die Grenzen zunächst verschlossen sind, gehen die ersten Studien- und Wanderfahrten an die Mosel und Saar und nach Pommern an die Ostsee, bis Tirol und Holland folgen. 

Längst ist die geschätzte Radiertechnik der kalten Nadel zu einem von Blum bevorzugten künstlerischen Ausdrucksmittel geworden. Die „Brutalität“ früherer Arbeiten unter mehr als notwendiger Anwendung der verschiedenen Rouletten ist einer feineren und subtileren Strichführung gewichen, die schließlich die Roulette-Technik ganz aufgibt. Das erfolgte nicht zuletzt mit durch die kritischen Äußerungen eines Max Creutz. 

So schafft der Künstler im Laufe der Jahrzehnte ein Radierwerk, das bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges rund 200 Platten umfasst. Ein Lebenswerk, das in Berlin bei einer Kunstdruckanstalt restlos den Bomben des zweiten Weltkrieges zum Opfer fiel! — In diesen graphischen Blättern waren die Schönheiten der rheinischen Heimat, der Eifel-, Mosel- und Saarlandschaft in einer liebevollen Hingabe gestaltet; naturgebunden und dennoch kein photographisches Klischee. 

Anlässlich einer Graphik-Ausstellung von Blum in Bonn (1940) schrieb einmal Heinrich Lützeler: „Im Neusehen des oft Gesehenen und in der Entdeckung des oft Übersehenen erfüllt sich Blums handwerklich genaue Arbeit; sie gilt der Weite, gilt dem Harten und Gewaltigen, gilt der Spannung des dunklen Vordergrundes und des linearklaren Hintergrundes, gilt einer fast verwehenden lichten Feinheit, die als Symbol höchster Lebensfreude über der Landschaft schwebt. Dazu ist es das Werk eines ausgesprochen rheinischen Menschen, voll vergeistigter Sinnlichkeit.“

Der Maler Theo Blum

Neben den bis dahin bevorzugten Techniken der Zeichnung, der Radierung und des Aquarells entstehen bereits in den frühen zwanziger Jahren die ersten Ölgemälde mit landschaftlichen Motiven. So hat Theo Blum besonders auf der zweiten (1924/25) und dritten (1926) Italien-Reise mehrere Ölbilder gemalt. Er verwendet hierbei vor allem eine breitflächige Spachteltechnik. Vielfach ist man geneigt, diese Arbeiten einem späten Impressionismus zuzurechnen. Was jedoch nur zum Teil richtig ist, denn hin und wieder sind ebenfalls expressionistische Stilelemente zu beobachten. Eines wird aber in den Landschaftsdarstellungen, Ölbildern und Aquarellen, vor allem offenbar, dass Bluni mit den konventionellen Formen des Akademismus restlos gebrochen hat.

Hinzu kommt, dass die Beschäftigung mit der Ölmalerei sich ebenfalls auf die Radiertechnik auswirkt. Das zeigen die graphischen Mappen-Werke „Rom 1925“ und „Aus Roms Umgebung“, besonders aber jene 12 „malerischen“ Radierungen aus der Mappe „Palazzo Chigi und sein Park in Ariccia“. Allgemein bekannt wird der Künstler durch sein Gemälde „Sommertag in Zons“, das Hanfstaengel in München als Kunstdruck herausbringt (1928), während das Originalgemälde der Schweizer Industrielle Winterhalter für seine Sammlung erwirbt. — Für das geschlossene Rom-Werk erhält Blum die Auszeichnung des päpst­lichen Ordens „Pro Ecclesia et Pontifice“, während die Stadt Zons dem Künstler wegen seiner Verdienste um die künstlerische Darstellung dieser mittelalterlichen kurkölnischen Zollfeste das Ehrenbürgerrecht verleiht.

In den Jahren zwischen den beiden Kriegen entsteht so mit Fleiß und in zäher Kleinarbeit ein umfassendes Werk der Landschaftsdarstellung in Zeichnungen, Aquarellen und Radierungen. Bevorzugte Motive liegen im Saar- und Moselland, im rheinischen Raum, aber auch in Lothringen. Holland, Belgien, Frankreich und Italien sind ebenfalls in zahlreichen Arbeiten vertreten. Immer wieder zieht es den Künstler nach dem geliebten Süden. Gefüllte Skizzenbücher bringen die vierte Italienreise (1954) in den Golf von Neapel und nach Ischia und eine Spanien-Reise im Jahre 1959. Es bleibt erstaunlich, wenn der Meister — wie ihn die Freunde nennen — von einer Studien fahrt, um erschauend durch die Welt zu schweifen, zurückgekehrt, nach langer Zeit abgeschiedenen Schaffens seine neuesten und letzten Arbeiten vorlegt, wie alle Betrachter immer wieder das Neue der künstlerischen Aussage überrascht.

Theo Blum und Zons

Trotz dieses Schweifens in die Ferne schließt sich für Theo Blum der Kreis immer wieder im Rheinland, genauer im niederrheinischen Raum. Hier sind es die rheinische Metropole Köln und das kleine liebens­werte Städtchen Zons, stromabwärts unweit Köln, denen letztlich seine ganze Liebe gilt. Hier ist er im weitesten Sinne zum Heimatschilderer geworden. Seine künstlerischen Arbeiten haben mit dazu beigetra­gen, das „alte Antlitz“ dieser beiden Städte, mit ihren vertrauten Winkeln und Gassen, breitesten Kreisen bekannt zu machen; und wenn man den Namen Theo Blum nennt, klingt damit auch gleichzeitig der Name Zons auf. Theo Blum ist zwar nicht der einzige Maler, der in Zons gezeichnet und gemalt hat, aber er ist bis heute in weitem Abstand der Künstler, dessen Schaffen am stärksten das Erlebnis Zons reflektiert.

Die erste Begegnung mit Zons liegt heute volle sechs Jahrzehnte zurück. Das war im Jahre 1904, als Theo Blum mit jungen, wachen Künstleraugen zum ersten Male durch die heimeligen Straßen und Gassen dieser Stadt wanderte und die ersten flüchtigen, aber äußerst impressiven Skizzen entstanden. Ihn, den Nieder­rheiner, musste dieses „niederrheinische Idyll“ ganz besonders ansprechen und gefangen nehmen. Und so sehen wir Theo Blum dann in den Jahren vor und nach dem ersten Weltkrieg die mauerumwehrte Stadt förmlich einkreisen, bis die Blickpunkte festgelegt sind, von wo aus der „künstlerische Angriff“ erfolgen kann. So hat er dann schließlich dieses wundervolle Städtchen „eingenommen“, wie es ihn andererseits „gefangen“ genommen hat und „gefangen“ genommen hält bis auf unsere Tage.

Theo Blum hat es sich hier in seinem Schaffen und im Erfassen der Motive keineswegs leicht gemacht und vor allem, was vielleicht sehr nahegelegen hätte, keine falsche und süßliche Ansichtskarten-Romantik auf­kommen lassen. Die flotten, impressionsstarken Bleistift- und Tintenstiftzeichnungen, die äußerst feinfühlig in einer subtilen Strichführung mit der kalten Nadel gestalteten Radierungen und die temperamentvoll gespachtelten Gemälde schildern Zons ohne jedes falsche Pathos und ohne den falschen „mittelalterlichen Ruch“ der Historienmalerei. Seine Bilder schildern Zons so, wie es ist, und in allen lebt und schwingt die Atmosphäre dieser Stadt.

Unübertroffen bleibt das Gemälde „Sommertag in Zons“ aus dem Jahre 1925, das der Schweizer Industrielle Winterhalter für seine Sammlung erwarb und die bekannte Kunstdruckanstalt Hanfstaengel, München, im Jahre 1928 als farbigen Kunstdruck herausbrachte. In diesem Bild hat Theo Blum mit breitem Spachtel und in einer äußerst delikaten, harmonischen und sparsamen Farbenwahl sein künstlerisches Erlebnis Zons niedergeschrieben und damit diese — bis heute — einzigartige künstlerische Aussage von dieser Stadt geschaffen. In einer breit angelegten Symphonie klingt mit vertikaler Beherrschung das Hauptmotiv des mächtigen Rheinturmes auf und schwingt aus in der leichten Horizontalen der alten Stadtmauer mit den Akzenten der Wehrtürme, um nochmals vertikal aufzuklingen in jenen aufsteigenden Bäumen am linken Bildrand. Hier offenbart sich im gewählten Blickpunkt, im getroffenen, begrenzten Ausschnitt und im breitflächig, farbig-malerisch kompositorischen Bildaufbau die Meisterschaft des Künstlers in einer melo­disch beschwingten Wirkung, die wohl kaum noch übertroffen werden kann. Damit hat aber Theo Blum das auch heute noch gültige Bild von Zons geschaffen, und in seinem künstlerischen Schaffen nimmt diese Stadt ein besonderes Kapitel ein.

Ausklang

Theo Blum ist Zons zu Dank verpflichtet und Zons ist Theo Blum zu Dank verpflichtet. Einmal waren es gerade die Arbeiten von Zons, die zahlreichen Zeichnungen, Radierungen und Aquarelle, besonders aber jenes Gemälde „Sommertag in Zons“, das den Namen des Künstlers in alle Lande trug; zum anderen waren es gerade die Bilder Theo Blums von Zons, welche die Öffentlichkeit wieder auf dieses alte "niederrheinische Idyll“ aufmerksam gemacht haben, dass Zons ein geschätztes Reise- und Wanderziel wurde. In der Tat eine schöne Wechselseitigkeit der Wirkungen und Beziehungen, die heute nun schon viele Jahrzehnte zwischen der Stadt und dem Künstler Theo Blum bestehen.

Dr. Werner JÜTTNER        

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Anmerkung

Ein weiteres Zeichen der Zuneigung des hoch geachteten und beliebten Landschaftsmalers für die Stadt Zons folgte kurz vor seinem Tod: Per Erbvertrag vom 9. August 1967 vermachte er sein Gesamtwerk der damals selbständigen Stadt Zons. Ein schönes und wertvolles Geschenk. Allein das grafische Werk zählt nahezu 3.000 Blätter; hinzu kommen Dutzende von Ölgemälden. 

Im Juni 1974 ging das Vermächtnis des Künstlers zunächst auf den Kreis Grevenbroich über, ein halbes Jahr später dann auf den Kreis Neuss. Mit der Kommunalen Neugliederung war die Sammlung seiner auf den Kreis Neuss übergegangenen, der es im Kreismuseum unterbrachte. Mittlerweile ist das Werk jedoch zurück an die Stadt Dormagen gegangen.
Theo Blum starb am 31. Januar 1968 in Köln. 

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